Karl Hiebler: 64 Jahre im Dienst der Gemeinschaft – „Nur gemeinsam können wir etwas bewegen“

Schon mit elf Jahren begann sein Weg als Ministrant in der Taborkirche Weiz mit dem damaligen Pfarrer Benefiziat Titus Trockner. Es war der Einstieg in ein Leben voller Engagement für die Kirche und die Gemeinschaft. Ob Jungschar, Jugendarbeit, Gottesdienstgestaltung oder Chorgesang – die Liste seiner Tätigkeiten ist lang und eindrucksvoll. 64 Jahre Ehrenamt, getragen von Freude, Glaube und dem festen Wunsch, anderen zu helfen.
„Das Ehrenamt hat mich nie losgelassen“, sagt Karl, und das spürt man in jedem seiner Worte.
Vielfältiges Engagement – vom Vorbeter bis zum Feuerwehrmann
Karl Hiebler ist ein Mann vieler Talente. Er wirkt als Lektor, Vorbeter u.a. auch bei Begräbnissen, engagiert sich im Pfarrgemeinderat und im Wirtschaftsrat (bereits in der zweiten Periode), bringt seine Stimme als Tenor im Kirchenchor ein und war zudem langjähriges Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Eine besonders prägende Erinnerung ist für ihn die Mitwirkung bei einer traditionellen „Lateinischen Messe“ im Jahr 2008 in Arzberg unter der Leitung von Pfarrer Karl Rechberger– ein Highlight bei der Langen Nacht der Kirchen.
Und wie geht sich das alles aus? Karl lacht:
„Mit guter Zeiteinteilung und klaren Prioritäten. Und: Es macht mir einfach Freude, zu helfen.“
Ein starkes Netzwerk, gegenseitige Unterstützung und ein gemeinsames Ziel – das sei das Fundament, auf dem sein Ehrenamt ruht. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm auch die zweimonatige Restaurierung der Lindenbergkirche – ein Projekt, das durch Zusammenhalt und Teamgeist getragen wurde.
Ein Glaube, der trägt – auch in schwierigen Zeiten

2024 erlebte Karl Hiebler einen plötzlichen Herzstillstand. Doch dank schneller Hilfe und seiner positiven Einstellung ist er schnell wieder genesen.
„Ich wusste, dass alles gut wird. Mein Glaube gibt mir Kraft und Halt.“
Diese Zuversicht spürt man auch heute, wenn Karl als Mentor anderen zur Seite steht. Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung ist er ein wichtiger Ansprechpartner für viele in der Pfarre Passail. Er hilft, wo Hilfe gebraucht wird – mit einem offenen Ohr, einem warmen Wort und einem festen Glauben.
Gedanken zur heutigen Zeit
Karl Hiebler beobachtet die Entwicklungen der letzten Jahre mit Sorge – insbesondere, was das Ehrenamt in der Kirche betrifft.
„Früher war das Mitleben in der Kirche selbstverständlich. Heute fragen viele: „Was bekomme ich dafür?“
Es sei schwieriger geworden, junge Menschen für das Ehrenamt zu begeistern. Doch er sieht auch Lichtblicke – etwa bei der Langen Nacht der Kirchen, wo ein attraktives Programm viele junge Menschen anzieht. Darüber hinaus wird es Lösungen geben für ein weiteres, gelebtes Miteinander.
„Es geht darum, wieder bewusst zu machen, warum Glaube wichtig ist – und warum Firmung nicht nur ein Fest, sondern ein Versprechen ist.“
Beziehung statt Anonymität
Beziehungen – das ist für Karl Hiebler der Schlüssel für ein gelingendes Leben. Als KFZ-Mechaniker und später erfolgreicher Autoverkäufer war für ihn immer der Mensch im Mittelpunkt, nicht das Produkt. Und das zieht sich wie ein roter Faden durch sein Leben.
„Heute kann man alles anonym bestellen – aber wo bleibt da die Beziehung? Das kann auf Dauer sehr einsam machen.“
Umso dankbarer ist er, in Passail leben zu dürfen – einem Ort, an dem Gemeinschaft und ein Miteinander noch zählen.
„Was ist wirklich wichtig im Leben?“
Diese Frage stellt sich Karl Hiebler immer wieder – und findet die Antwort in seinem gelebten Ehrenamt, im Glauben und in echten menschlichen Beziehungen.
„Wenn man seine Zeit gut einteilt, ist vieles möglich. Entscheidend ist: Was darf im Vordergrund stehen?“
Sein Wunsch für die Zukunft: dass wieder mehr junge Menschen zur Kirche finden – durch Offenheit, Begleitung, ehrliches Miteinander und tiefe Freundschaften.
„Nur gemeinsam im Vertrauen können wir die Welt bewegen.“
Interview geführt von: Zita Martus